"Ich habe da noch Kleider" - Sachspenden in Katastrophen

Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in Katastrophen ist spontan immer erfreulich groß, und es ist gut, zu sehen, dass wir uns, bei aller Digitalisierung doch einen gewissen Funken Menschlichkeit und Empathie bewahrt haben. 


Schon wenige Stunden nach dem Aufruf musste dieser wegen großer Resonanz wieder beendet werden

Regelmäßig tauchen bei solchen Anlässen auch zahlreiche Angebote für getragene Kleidung, Spielzeug und andere gebrauchte Gegenstände auf. Ist die anfängliche Chaosphase eines solchen Ereignisses überwunden und der Bedarf klar, ist diese Art der Unterstützung zunächst auf jeden Fall sehr hilfreich. Wenn Menschen alles verloren haben, hilft alles, was diesem Mangel auch nur ansatzweise begegnet. 

Derartige Hilfsangebote helfen aber auch den abgebenden Menschen: Sie werden gebrauchte Gegenstände auf diese Art los und können dabei das gute Gefühl genießen, geholfen zu haben. Ganz nach dem Motto "Die können es sicher brauchen. Ich tue also etwas Gutes." 

Was viele "Spender" nicht bedenken, ist der unglaubliche personelle und logistische Aufwand, der mit der Annahme und Verteilung der Güter verbunden ist. Die Gegenstände müssen angenommen werden. Sie benötigen Lagerfläche. Sie müssen gesichtet werden. Sie müssen transportiert werden. Sie müssen gesichtet werden. Sie müssen nach Größen und ggf. nach Geschlecht sortiert und am Zielort auch wieder gelagert bzw. vorgehalten werden. 

Noch viel komplexer wird es, wenn Möbel oder Möbelteile transportiert und vorgehalten werden sollen. 


Schönes Beispiel der Bekanntgabe der Annahme von Spenden auf Facebook.

Viele Hilfsorganisationen halten einen bereits sortierten Kleiderpool vor. Bei einem Ereignis wie aktuell in NRW und Rheinland-Pfalz sind diese Ressourcen natürlich schnell aufgebraucht, und es gibt schon einige Aktivitäten und Aufrufe zur Abgabe von Kleidung. Aber der Bedarf an gebrauchter Kleidung ist endlich. Und die Erfahrung zeigt, dass immer nach solchen Aktionen ein sehr großer Müllberg übrigbleibt. Dieser besteht einerseits aus Teilen, die von vornherein schon aussortiert werden, aber auch aus Teilen, die nicht mehr benötigt werden. 

Deshalb: 

  • Kleiderspenden machen höchstens in einem Gebiet in kurzer Distanz um den Schadensbereich Sinn. Derartige Akionen laufen bereits.
  • Die Verwaltung von Kleiderspenden bindet eine große Menge an Ressourcen. Diesen Aufwand können viele Hilfsorganisationen gar nicht leisten.
  • Eigene Sammelaktionen zu starten ohne Kontakt zu Menschen aus dem Zielgebiet zu haben, könnten im Zielgebiet mehr Probleme bereiten, als zu helfen.
  • Wenn die Infrastruktur so zerstört ist, dass Hilfskräfte kaum durchkommen, macht auch ein Paketversand keinen Sinn. Die Paketdienste werden erst recht nicht durchkommen.
  • Bitte nicht traurig sein, wenn Kleiderspenden nicht (mehr) angenommen werden.
  • Geld ist die am flexibelsten einsetzbare Art der Unterstützung.

Vielen Dank fürs Lesen, Teilen und die grundsätzliche Bereitschaft, zu helfen! Gerne dürft Ihr in den Kommentaren ggf. auf Links oder Aktionen hinweisen. 

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