Fußball oder Feuerwehr?

Da hat sich der Fußballtrainer des FC Bayern München keinen Gefallen getan. In einer Pressekonferenz zog er einen sehr unglücklichen Vergleich auf Kosten der Feuerwehr. Es ging um die Motivation in der Mannschaft, auch wenn sie bereits am Samstag den Meistertitel gewinnen sollten. Was dann ja auch eintrat. Also der frühzeitige Gewinn des Meistertitels.



Die Motivation betreffend sagte er: „Das ist ja auch unser Beruf. Wir sind ja nicht ehrenamtlich unterwegs. ... Wir haben Bock zu haben! Wir sind nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr Südgiesing, sondern beim FC Bayern München. Und da geht‘s drum, dass man in jedem Spiel versucht, eine ordentliche Leistung abzuliefern.“

Es macht mich sehr bestürzt und traurig, welches Bild dieser Herr Nagelsmann offensichtlich von ehrenamtlicher Tätigkeit hat. Erst recht vom Engagement in einer Hilfsorganisation. Mögen die körperlichen Anforderungen nicht ganz so hoch wie im Profisport sein, die persönlichen und seelischen sind um ein Vielfaches höher. Und was die Motivation betrifft, könnten diese Jungmillionäre in einem ehrenamtlichen Engagement noch so richtig lernen. Trotz Einsparungen bei Ausgaben des Bevölkerungsschutzes sind Ehrenamtliche Tag und Nacht motiviert, Höchstleistungen zu erbringen. Und oft erhalten sie noch nicht einmal Ersatz für ihre Ausgaben. 

Der Bayerische Landesfeuerwehrverband hat zeitnah via Facebook seiner Entrüstung Luft gemacht und die getroffene Aussage als "grobes Foulspiel" bezeichnet. Absolut richtig. Der Verband wird Herrn Nagelsmann bzw. die komplette Mannschaft einladen, eine Freiwillige Feuerwehr direkt kennenzulernen. Also ohne dass er ihre Hilfe benötigt, was ihm eine Vielzahl entrüsteter Kommentatoren auch gewünscht hätten. Der unsoziale Part der "Sozialen Medien".


Ich erinnere mich an irgendeine Fußballmeisterschaft vor ein paar Jahren, ich glaube, es war eine WM, da drohten die Deutschen Nationalspieler einen Streik an, weil ihnen die versprochene Prämie für einen Meistertitel zu wenig war. Damals verlor ich meinen letzten Respekt für den Profifußball. Wenn der Titel als Motivation nicht ausreicht, verstehe ich nicht, was dann noch anspornen soll.

Vielleicht könnte es ja tatsächlich helfen, diese jungen Menschen, deren Leben nur aus Fußball und Luxus besteht, für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu motivieren. Das würde deren Horizont wesentlich erweitern, ihre Teamfähigkeit stärken, sie auch mental fordern. Von so einem Engagement könnten auch die Hilfsorganisationen profitieren. Abgesehen vom direkten Zuwachs könnte das Engagement von Sportprofis auch die öffentliche Wahrnehmung fördern und dadurch weitere Helferinnen und Helfer zur Mitwirkung motivieren. Natürlich müssten Ausbildungen und Übungen an die Zeitpläne der Sportler angepasst werden. Die klassischen Ausbildungen am Wochenende sind da selbstredend nicht möglich. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Pack ma's!  

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