Schräger Humor?

OK, jetzt habe ich einige von euch mit meinem Post bzw. Tweet erschreckt! Das tut mir natürlich leid. Das Foto mit dem SARS-CoV 2 aus Plüsch mit dem Zusatz "COVID-19 positiv" wurde doch von einigen Menschen missverstanden. 

Abgesehen davon, dass Menschen aus dem Blaulichtmilieu sowieso einen etwas schrägen Sinn für Humor haben, hat diese Geschichte für mich noch einen besonderen Hintergrund: 

Nachdem ich 2013 im Rahmen meines ersten Auslandseinsatzes für das Rote Kreuz mit einer üblen Infektion von den Philippinen zurückkehrte, war meine Frau alles andere als erfreut, als ich ihr im Herbst 2014 mitteilte, dass Freiwillige für die Bekämpfung der Ebola-Ausbreitung in Westafrika gesucht wurden. In der Zeit der Vorbereitung darauf lernte ich vieles über das Virus, die Übertragung, den Schutz davor und natürlich über die Bekämpfung. Hier spielte ja Boulevardpresse verrückt und schürte die Panik vor einer weltweiten Ausbreitung in wiederkehrenden Zyklen. Das machte die Akzeptanz meiner Frau für meinen Einsatz natürlich nicht leichter. Im Gegenteil. Also besprach ich sehr oft mir ihr, was ich in meiner Vorbereitung gelernt hatte. Das beruhigte sie etwas, nahm ihr aber nicht die Angst, die eine liebende Frau nun mal für ihren Mann hat. 




In diesem Zusammenhang stieß ich irgendwie auf die "Giant Microbes" aus den USA. Das sind Krankheitserreger aber auch Organe oder Organteile aus Plüsch gefertigt - und gibt es auch in Deutschland zu bestellen. Da gab es auch einen Ebolavirus aus Plüsch. Ich bestellte ihr den und überreichte ihn ihr mit den Worten "Hier hast du ein Ebolavirus. Dann muss ich das schon nicht aus Afrika mitbringen." Ich hielt Wort und kehrte gesund und unverletzt aus Liberia zurück. 

Im Herbst 2017 verbreitete sich die Lungenpest auf Madagaskar und gelangte in die übervölkerte Hauptstadt Antananarivo. Aus diesem Grund wurde auch hier internationale Hilfe angefordert und ich war Teil eines dreiköpfigen Teams, das das Internationale Rote Kreuz mit dem Aufbau einer Pest-Behandlungsstation unterstützte. Aufgrund der zahlreichen Mittelalterromane, die meine Frau schon gelesen hatte, war sie auch vor diesem Einsatz sehr beunruhigt. In den Romanen sterben ja sehr viele Menschen. Das liegt daran, dass es zu dieser Zeit noch keine Antibiotika gab, die einem Pestpatienten sehr schnell helfen. Der Pesterreger ist der Bazillus Yersinia Pestis. Selbstredend habe ich ihr den auch in Plüschform bestellt. 



Jetzt ist es der SARS-CoV-2, den es zu bekämpfen gilt. Diesmal direkt vor der Haustüre und nicht im Ausland. Abgesehen davon, dass unser Gesundheitssystem (bei allen Widrigkeiten und dem klaren Abwärtstrend) doch noch ein vergleichsweise gutes und stabiles System ist. 

Schon vor meinem Einsatz in Liberia wurde ich gefragt, ob ich denn keine Angst hätte, mich zu infizieren. Die Antwort von damals zieht sich durch bis heute: Ich habe keine Angst. Das wäre eher hinderlich für meine Einsatzfähigkeit und meine Aufmerksamkeit. Aber ich habe Respekt. Der jeweilige Erreger ist potentiell gefährlich. Dementsprechend vorsichtig muss ich an ihn herangehen. 

Es reicht mir tatsächlich vollkommen, diese Erkrankungen als Plüschfiguren herumstehen zu haben. In meinen Körper brauche ich sie nicht eindringen zu lassen. Daher auch der Appell an euch: Wenn euch mein Humor nicht gefällt, kann ich damit leben. Aber bitte seid wachsam und vorsichtig und haltet euch an die Abstands- und Hygieneregeln. Zu eurem Schutz und dem eurer Familie und Mitmenschen. 

Bleibt gesund - oder wie man hier sagen würde: Bleibet xund! 

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